Schutz vor Rückstau
Rückstausicherung
Trotz der Bemessung nach den jeweils geltenden allgemein anerkannten Regeln der Technik und des sorgfältigen Betriebs der öffentlichen Kanalisation können öffentliche Misch- und Regenwasserkanäle aus wirtschaftlichen Gründen nicht so dimensioniert werden, dass sie jeden außergewöhnlichen Regen einwandfrei ableiten können.
Es muss deshalb bei starkem Regen mit Stau im Kanal und Rückstau in die Anschlusskanäle und als Folge davon in die Grundstücksentwässerung gerechnet werden.
Die gleiche Situation kann eintreten, wenn in öffentlichen Schmutzwasserkanälen durch unplanmäßige Einleitungen Überlastungen oder andere Hemmnisse Verstopfungen oder Querschnittverengungen hervorgerufen werden und es zum Stau im Schmutzwasserkanal kommt. Weiterhin können Betriebsausfälle in Pumpwerken einen Rückstau im Kanal auslösen. Aus diesen Gründen müssen Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene gegen Rückstau gesichert werden.
Wegen dieser im gesamten Kanalnetz bestehenden Gefahr des Rückstaues schreibt die Entwässerungssatzung (EWS) in § 5 Abs. 2 vor, dass sich jeder Grundstückseigentümer selbst gegen Rückstau zu sichern hat.
1. Vorgehensweise beim Schutz gegen Rückstau
Die Entwässerung jedes Gebäudes muss der technischen Regel DIN EN 12056 entsprechen. Diese enthält auch die Regeln für den Rückstauschutz. Verantwortlich für die Planung und den ordnungsgemäßen Einbau des Rückstauschutzes ist der planende und bauleitende Architekt.
1.1 Feststellen der Rückstauebene
Die Rückstauebene ist die Höhe der Straßenoberfläche im Bereich des Anschlusskanals.
1.2 Feststellen der gefährdeten Ablaufstellen
Aus allen Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene kann Wasser austreten und Überflutungen innerhalb des Gebäudes verursachen. Auch aus undichten Rohrverbindungen in diesem Bereich kann Wasser austreten.
1.3 Vermeiden von rückstaugefährdeten Ablaufstellen
Bei der Planung eines Gebäudes sollte versucht werden rückstaugefährdete Ablaufstellen zu vermeiden. Die ist möglich durch Anschluss der Entwässerung an den Sammelkanal an einer möglichst tiefen Stelle. Das Gebäude kann vielleicht höher als die Rückstauebene angeordnet werden. Überdenken ob tatsächlich die Ablaufstellen im Untergeschoss benötigt werden. Insbesondere der Rückstauschutz für eine Toilette ist aufwendig.
1.4 Trennen der rückstaugefährdeten Ablaufstellen
Nur die rückstaugefährdeten Ablaufstellen erhalten eine Rückstausicherung. Das Abwasser (oder gar Niederschlagswasser) der Ablaufstellen oberhalb der Rückstauebene darf nicht über eine Rückstausicherung entwässern, sondern muss im freien Gefälle abgeleitet werden. Sonst setzt man den Keller beim Schließen der Rückstausicherung mit dem hauseigenen Wasser selbst unter Wasser.
1.5 Rückstauverschluss im Gebäude, oder in einem separatem Schacht außerhalb?
Wird der Rückstauverschluss in einem separatem Schacht außerhalb des Gebäudes untergebracht, dann entsteht in den Leitungen unterhalb des Gebäudes kein Wasserüberdruck, durch den an undichten Stellen Wasser austreten kann. Es wird auch nur eine Rückstausicherung benötigt. Eine solche Ausführung ist aber nur möglich, wenn die Abläufe unterhalb der Rückstauebene an einer Leitung angeschlossen sind und die Abläufe oberhalb der Rückstauebene getrennt über eine zweite Grundleitung das Gebäude verlassen. Bei der Sicherung einzelner Abläufe gegen Rückstau innerhalb des Gebäudes ist genau darauf zu achten, dass tatsächlich alle Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene gesichert werden und die eingestauten Abwasserleitungen an keiner Stelle Undichtigkeiten aufweisen.
1.6 Hebeanlage (Pumpen) oder Rückstauverschluss?
Nach DIN EN 12056 erfolgt in der Regel der Schutz gegen Rückstau durch eine Abwasserhebeanlage mit Rücklaufschlaufe. Nur die Ausführung mit Rückstauschleife bietet einen hohen Grad an Sicherheit gegen Rückstau. Ein Rückstauverschluss kann eingesetzt werden, wenn Gefälle zum Kanal besteht die Räume von untergeordneter Nutzung sind, d.h. dass keine wesentlichen Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner bei Überflutung der Räume beeinträchtigt werden.
Der Benutzerkreis klein ist und diesen ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht. Bei Rückstau auf die Benutzung der Ablaufstelle verzichtet werden kann.
1.6.1 Waschraum im Untergeschoss
Für einen solchen Raum sind Rückstauverschlüsse ausreichend. Hierfür gibt es Bodenabläufe mit integriertem Rückstauverschluss. Für Waschbecken und Abläufe von Waschmaschinen gibt es Ablaufgarnituren mit integriertem Rückstauverschluss. Auf absolut wasserdichte Rohrverbindungen ist beim Einbau unbedingt zu achten.
1.6.2 Toilette im Untergeschoss
Normale Rückstauverschlüsse sind für fäkalhaltiges Abwasser nicht geeignet. Hier müssen spezielle elektrisch betriebene Rückstauverschlüsse oder Pumpen eingesetzt werden.
1.7 Brauchwassernutzungsanlage (Zisterne)
Auch eine Zisterne ist rückstaugefährdet. Möglichst den Überlauf höher als die Rückstauebene anordnen. Ansonsten ist ein Schutz gegen Rückstau notwendig.
2. Hersteller von Rückstauanlagen
- Firma ACO Passavant GmbH aus Philippsthal
- Firma KESSEL GmbH aus Lenting
- Firma Viega GmbH & Co. KG aus Attendorn